WORK & LIVE

Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit finden und leben

Ist es nicht eigenartig, dass wir Menschen immer dazu neigen, etwas Schlechtes im Guten und etwas Gutes im Schlechten zu finden oder suchen wir sogar danach? Ich liebe philosophische Fragestellungen, denn - wie das Wort es bereits in sich trägt - sie regen zum intensiven Nachdenken an. Noch viel lieber ist mir, dass es auf solche Fragen niemals eindeutige und allgemein gültige Antworten gibt. Gleiches gilt möglicherweise auch für die Meisterschaft Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit und Familie.

Wer ist diese Work-Life-Balance?

Work-Life-Balance – wirklich lustiges Wort oder? Was meint man da denn überhaupt? Hat die Arbeit (Work) seinen Stellenwert oder Platz im Leben (Life) verloren und deshalb sehnen wir uns nach Ausgeglichenheit (Balance)? Oder wissen wir gar nicht mehr, was "echte, harte Arbeit" ist und ist das hier "Jammern auf hohen Niveau"? Oder geht es darum, wie wir den Beruf so in unseren Tag integrieren, dass er gefühlt nicht unseren gesamten Alltag einnimmt? Da müssen wir möglicherweise mal genauer hinsehen...

Wertewandel & Perspektivenwechsel

Wo fühlst du dich zugehörig?

Schon mal von der Generation Y gehört? Die Millenials sind das, die Digital Natives oder auch die Generation Why genannt. Im übrigen einfach Menschen, die ungefähr zwischen 1980-1996 geboren wurden und aufgewachsen sind.

Selbstverwirklichung ist für die Gen Y ein extrem hoher Wert. Die Arbeit muss Sinn machen, es werden Fragen über Fragen gestellt und vor allem Strukturen und Arbeitsweisen in Frage gestellt. Auch der Freiheitsgedanke ist extrem stark ausgeprägt (freie Arbeitszeiteinteilung). Das zeigt auch das Verlangen nach beruflicher Selbstständigkeit und das Angebot von Unternehmen an deren Mitarbeiter:innen remote zu arbeiten.

Work-Life-Blending nennt man das dann im Jahr 2023. Das ist die Verschmelzung zwischen Arbeit und Privatleben. Berufliche Meetings werden im Urlaub bequem vom Laptop aus via Videocall abgehalten, die Wäsche wird im Home-Office in der Vormittagspause aufgehängt und das Projekt wird erst am Abend statt Netflix abgeschlossen, denn heute ist ein wunderschöner, sonniger Sommertag und da nützt man selbstverständlich das Wetter so richtig aus und unternimmt etwas.

Es lässt sich also nicht mehr klar zuordnen, wann man arbeitet und wann man Privates erledigt. Ein Traum für die Generation Y, kaum vorstellbar oder sogar ein Alptraum für die Generation X, die ungefähr 1966-1980 Geborenen. Hier stehen die Werte (finanzielle) Sicherheit und berufliches Vorankommen stark im Vordergrund, wobei trotzdem die Arbeit als Mittel zum Zweck gesehen wird. Man nennt das Work-Life-Seperation, also das Berufsleben wird vom Privatleben bewusst klar getrennt.

Und dann gibt es selbstverständlich auch noch die Generation Z, die ungefähr 1996-2009 Geborenen. Das sind im Prinzip die, über die sich momentan alle aufregen. Hier muss nämlich alles zur selben Zeit passieren (Bitte mit Humor nehmen): Matura in der Tasche, Wunsch-Einstiegseinkommen EUR 3000.- netto monatlich, arbeiten von überall aus – manchmal zu regelmäßigen Arbeitszeiten und dann wieder ganz spontan nach Lust und Laune, Arbeitsvertrag nicht notwendig, aber dafür bitte weniger Arbeitsstunden / Woche und mehr Lohn / Monat.

Gott sei Dank gibt es für die Generationen wenigstens eine logische Erklärung und so schöne, neue, englische Wörter. Wunderbar, aber was heißt das jetzt für unseren Alltag unabhängig davon, in welche Generation man sich einordnet?

So gelingt ein erfülltes Leben 

Mal ehrlich, den Wunsch nach Freude, Zufriedenheit, Gesundheit und Erfolg tragen wir doch alle irgendwie in uns oder? Selbst erzeugte Glaubenssätze und überlieferte Wertvorstellungen (Wie bin ich aufgewachsen und "erzogen" worden?) können einen jedoch daran hindern, ein Leben zu führen, welches tatsächlich erfüllt.

Wenn man an diesem Punkt angelangt ist und sich dessen bewusst wird, dass man selbst gestalten kann und nicht nur funktionieren muss, ist der erste Schritt getan. Man kann sich dann überlegen, wie ein Alltag angepasst auf tatsächliche Verpflichtungen (hiermit ist nicht der Putzplan fürs Bad oder das Auto gemeint) und persönliche Bedürfnisse (Wunsch nach Geborgenheit, Abwechslung, Ruhe oder Action) aussehen kann. Genau hinsehen sollte man sicher auch bei täglichen Routinen (Morgen- und Abendroutinen schenken Halt und Sicherheit), der Zeiteinteilung und den automatisierten Drang nach beispielsweise übermäßigen Kaffee- oder Alkoholkonsum, sportlicher Betätigung oder generelles Tun, weil man einfach keine Ruhe geben kann (Yang-Dilemma).

Wie sagt man so schön: Einfach mal nix tun und in die Luft schauen ist auch mal schön und kann uns auf tolle Ideen bringen. Aber vor allem kann es uns wieder mehr zu uns selbst zurückführen, uns zeigen, was uns wirklich wichtig ist und vielleicht lässt es uns auch über unseren eigene Schatten springen und wir trauen uns zu, etwas zu tun, was wir niemals für möglich gehalten hätten:

  • Was würde ich gerne öfter machen?
  • Was habe ich bereits als Kind gerne gemacht?
  • Wie würde ein entspannter Morgen aussehen?
  • Wie würde ein entspanntes Wochenende aussehen?
  • Wie viel Geld brauche ich um glücklich zu sein?
  • Wie kann ich meine Bedürfnisse kommunizieren?
  • Wer braucht mich und wen brauche ich?
  • Wann kann ich mir Zeit nur für mich freischaufeln?
  • Mit wem würde ich gerne etwas unternehmen?
  • Wie kann ich mein (berufliches / privates) Ziel erreichen?

Verena, 28, Generation Y

Selbstbestimmung wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Schon als kleines Mädchen musste man wirklich gut aufpassen, denn einmal in die andere Richtung geschaut, war ich auch schon weg – auf meinem Weg unterwegs, so wie ich es halt gerade wollte. Für mich bis heute Fluch und Segen zugleich, denn...

Wie schön wäre es, in ein Unternehmen eingebunden zu sein, fixe Arbeitszeiten zu haben, am Wochenende nie arbeiten zu brauchen und vor allem Sonderzahlungen zu erhalten? Hmmm, aber wie schön ist es, selbstständig zu sein, flexible Arbeitszeiten zu haben und niemanden fragen zu müssen, wann man Urlaubsanspruch hat?

Jetzt wären wir wieder bei meinem Intro angelangt. Für alles gibt es Vor- und Nachteile. Sich darüber bewusst zu werden, dass wir selbst entscheiden können, wie viel Bedeutung wir unserem Berufs- und Privatleben schenken, bringt mir zumindest die notwendige Sicherheit und somit auch Erfüllung. Wir können jeden Tag entscheiden, wie wir leben wollen. Wir müssen mutig sein und unsere Bedürfnisse erkennen, aussprechen und leben. Wenn wir es nicht tun, bekommen wir die Rechnung spätestens dann präsentiert, wenn sich körperliche, psychosomatische und seelische Warnsignale einschalten.

Es ist nicht alles immer wichtig, auch wenn es uns in diesem einen Moment als so unglaublich wichtig erscheint. Manchmal hilft es auch, einfach mal einen Schritt zurückzutreten, eine Vogelperspektive einzunehmen oder einfach eine:n gute:n Freund:in um Rat bitten. Und manchmal hilft es auch, eine kurze Auszeit einzulegen, kürzer zu treten, weniger in den Alltag reinpacken, um sich so wieder auf das wirklich Wichtige zu besinnen.

Wie sieht deine "Work-Life-Balance" aus? Hast du Fragen?

Schreib mir gerne deine Gedanken, Fragen oder hinterlasse mir ein Herz auf Instagram oder Facebook. Ich schreibe Beiträge auf meinem Blog, weil ich einfach gerne schreibe, dadurch mein Wissen erweitere und durch Umfragen die Interessen und Meinungen meiner Leser:innen eher wahrnehmen kann.